Manchmal muss man herausfinden, ob das Pferd Fieber hat. Doch das Fieber messen ist bei Pferden ähnlich unbeliebt, wie beim Menschen. Manchmal muss es aber sein, weil es viel über den Gesundheitszustand des Pferdes verrät.
Wann sollte man Fieber messen?
Hier ist eine Liste mit Situationen, in denen ich zur Sicherheit mal zum Fiebertermometer greifen würde und schauen, was die Temperatur des Pferdes mir verrät.
- Das Pferd ist ungewöhnlich ruhig, frisst nicht richtig und ist bewegungsunlustig
- Wenn ich den Verdacht habe, das Pferd ist krank, weil es zum Beispiel Nasenausfluß, Husten oder dicke Lymphknoten hat
- Wenn Pferde in der Herde oder in benachbarten Boxen unter einer Infektion leiden
- Bei größeren Verletzungen oder Schwellungen am Körper
- Bei Kolik
- Zur Kontrolle nach Operationen und Verletzungen
- Wenn ich den Verdacht habe das Pferd hat einen Hitzschlag oder eine Unterkühlung
Was brauche ich zum Fiebermessen?
Eigentlich reicht ein ganz normales digitales Fiebertermometer aus dem Drogeriemarkt. Auf die altmodischen Thermometer aus Glas mit Quecksilber-Anzeige sollten Sie wegen der Verletzungsgefahr verzichten. Sie zerbrechen leicht und hinterlassen scharfkantige Scherben und giftiges Quecksilber.
Damit das Thermometer nicht im Pferd verschwindet oder durch die Box fliegt, sollten Sie mit Klebeband ein Stück Schnur daran befestigen. Ans andere Ende der Schnur kommt eine Wäscheklammer oder Haarklammer, mit der Sie das Thermometer dann einfach im Schweif festklemmen.
Wer öfter Fieber misst, kann sich auch ein spezielles Fieberthermometer für Großtiere anschaffen. Die haben die Schnur dann schon integriert oder einen großen Griff.
Eine Thermometerhülle mit Gleitmittel oder etwas Melkfett erleichtern das Einführen des Thermometers, sind aber nicht unbedingt nötig.
Wie messe ich die Temperatur?
Gemessen wird die Temperatur immer im After. Aktivieren Sie als Erstes das Thermometer und warten Sie bis es messbereit ist. Zum Messen stellen Sie sich seitlich neben die Kruppe und heben den Schweif zur Seite. Führen Sie das Thermometer je nach Modell 5-10 cm tief ein und befestigen Sie es am Schweif. Nun warten Sie bis der Signalton anzeigt, dass das Thermometer die Temperatur ermittelt hat.
Da viele Pferde das Messen nicht unbedingt angenehm finden, hilft es oft, das Pferd abzulenken, zum Beispiel durch Kraulen, Putzen oder Futter.
Nach dem Piepsen ziehen Sie das Thermometer heraus und lösen es vom Schweif. Lesen nun die Temperatur ab. Vergessen Sie nicht das Thermometer nach der Benutzung wieder zu Reinigen und Auszuschalten, damit es für die nächste Benutzung bereit ist.
Was sagt mir die Temperatur?
Die normale Temperatur eines erwachsenen Pferdes liegt zwischen 37,3 und 38,4 °C. Allerdings ist die Temperatur recht variabel. So können Außentemperatur, Bewegung und die Allgemeinverfassung große Unterschiede machen.
Deshalb sollten Sie nicht im prallen Sonnenlicht die Temperatur messen und auch nicht direkt nach dem Reiten oder anderer Körperlicher Anstrengung. Warten Sie mindestens eine Stunde nach dem Reiten. Denken Sie daran, dass auch rumtoben auf der Koppel für das Pferd anstrengend ist.
Eine kleine Liste mit Körpertemperaturen beim Pferd:
- 37,3 – 38,4 °C Normaltemperatur
- 38,5 – 39,5 °C leichtes Fieber
- 39,5 – 40,5 °C Fieber
- 40,5 – 42,0 °C hohes Fieber
- 32,0 – 37,2 °C Untertemperatur
- 38,0 – 39,0 °C Normaltemperatur bei Fohlen bis 6 Monate
- 39,0 – 39,5 °C Temperatur nach Belastung, bei starker Anstrengung sogar bis 40 °C
Fieber als Symptom
Fieber ist für sich keine Krankheit, sondern mehr ein Symptom. Es kann auf viele verschiedene Krankheiten und Probleme hinweisen.
Fieber kann bis auf etwa 42 Grad steigen. Es entsteht durch eine erhöhte Stoffwechselaktivität im Körper und soll dem Pferd helfen, mit einer Bedrohung fertig zu werden. Damit ist Fieber also ansich nichts schlechtes. Es ist Quasi ein Turbo-Knopf für den Organismus. Die hohen Temperaturen können aber zu irreversiblen Schäden führen. Ab 40,5 °C können die Enzyme und Eiweiße im Körper beschädigt werden, was den Organismus des Pferdes weiter schwächt. Fieber ist zudem sehr Anstrengend für den Körper, da er schnell an seine Reserven gehen muss, um den erhöhten Stoffwechsel aufrecht zu erhalten.
Daher sollte man Fieber nicht auf die leichte Schulter nehmen. Stellen Sie Fieber fest, sollten Sie den Tierarzt rufen und mit ihm zusammen die Ursache für das Fieber suchen. Hat das Pferd mehr als einen Tag leichtes Fieber sollten Sie ebenfalls mit dem Tierarzt sprechen.
Bei hohem Fieber helfen oft nur noch Medikamente, um die Temperatur zu senken. Ansonsten sollten Sie das Pferd warm halten und schonen. Bei höheren Temperaturen können Sie auch versuchen mit kühlen Beinwickeln die Temperatur zu senken.
Dazu machen Sie Handtücher oder Bandagierunterlagen mit kaltem Wasser nass und wringen sie dann leicht aus. So wickeln Sie den Stoff um das Röhrbein und befestigen Sie mit Gamaschen oder Bandagen. Da hier nur eine dünne Hautsicht über den Blutgefäßen liegt, kann der Wickel das Blut rasch abkühlen. Wechseln Sie die Wickel aus, sobald sie sich aufgewärmt haben. Meist ist das nach etwa 10 Minuten der Fall. Nach 30 Minuten sollten Sie eine Pause mit den Wickeln machen und noch einmal Fieber messen.
Mögliche Ursachen für Fieber
- Infektionskrankheiten wie Druse, Herpes, Influenza, Pferdepest, Equine Infektiöse Anämie oder Lungenentzündung
- Entzündungen im Körper, wie Phlegmone, Darmentzündungen, Hufrehe
- Hitzschlag
- Überlastung des Pferdes
- Vergiftungen
Untertemperatur
Die Körpertemperatur eines Pferdes kann nicht nur zu hoch, sondern auch zu niedrig sein. Das ist ebenfalls ein Alarmzeichen. Die zu niedrige Körpertemperatur bedeutet, dass der Stoffwechsel oder der Kreislauf des Pferdes nicht richtig funktionieren. Alles unter 37 °C sollte Ihnen zu Denken geben, unter 36,5 °C ist bedenklich.
Der Stoffwechsel kann durch eine schwere Erkrankung oder durch eine Vergiftung lahmgelegt sein. Das ist sehr schwerwiegend für das Pferd.
ist der Kreislauf schuld, wird das Blut nicht ausreichend durch den Körper gepumpt und das Pferd kühlt ebenfalls aus. Auch das ist ein schlechtes Zeichen.
Das Pferd kann allerdings auch durch äußere Einflüsse auskühlen, zum Beispiel wenn es lange auf einem kalten Boden liegt oder wenn es bei kühler Witterung längere Zeit nass ist. In diesem Fall sollten Sie das Pferd möglichst an einen warmen Ort bringen, es abtrocknen und warm einpacken. Ein Solarium oder Wärmelampen können beim Aufwärmen helfen. Von solchen Unterkühlungen sind vor allem Fohlen, kranke oder alte Pferde betroffen, die eventuell nicht selbstständig aufstehen können.
Untertemperatur ist ebenfalls ein Grund mit dem Tierarzt zu sprechen. Bei Verletzungen und Vergiftungen sollte der Tierrzt gleich kommen oder das Pferd möglichst schnell in die Klinik transportiert werden. Ist das Pferd lediglich ausgekühlt, können Sie eventuell in Absprache mit dem Tierarzt erst einmal selber versuchen das Perd wieder auf die Füße zu bekommen.
Mögliche Ursachen für Untertemperatur
- Schock
- hoher Blutverlust
- Vergiftung
- Temperaturverlust durch Wasser oder Liegen auf kaltem Boden
- Stoffwechseldefizite durch Erkrankungen oder Hunger
Mein Kommentar
Fieber messen ist nicht unbedingt angenehm, manchmal kann es aber für den Pferdebesitzer sehr beruhigend sein. Es hilft zu unterscheiden, ob ein Huster nur ein verirrter Heuhalm ist oder vielleicht doch ein Infekt. Es hilft auch, festzustellen, ob sich nach einer Operation oder Verletzung eine Entzündung entwickelt. Schnell genug bekämpft, sind solche Entzündungen meistens relativ einfach in den Griff zu bekommen.
Damit das Fiebermessen im Notfall kein Drama ist, übe ich es hin und wieder mit meinen Pferden. Das hat auch den Vorteil, dass ich Vergleichstemperaturen für meine Pferde habe. Die notiere ich mir übrigens zusammen mit den Messumständen (Tageszeit, Datum, Wetter, ev. Belastung) und lege den Zettel in den Erste-Hilfe-Kasten im Schrank. Da ist der Zettel zur Hand, wenn es darauf ankommt.
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