Stellung: Ein Prüfstein für die Anlehnung

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In den Reitlehren heißt es immer, man solle ein Pferd in Stellung und Biegung durch die Wendungen reiten. Doch gerade die Stellung hat es in sich, denn ob und wie sich ein Pferd stellen lässt, verrät viel über die Losgelassenheit des Pferdes.

Wie entsteht Stellung?

Das Genick des Pferdes ist kompliziert aufgebaut. Die meisten der Kopfbewegungen sind zwischen zwei Gelenken aufgeteilt. Das Gelenk zwischen Kopf und erstem Halswirbel (Atlas) ermöglicht es dem Pferd den Kopf zu heben und zu senken, also die Bewegung die wir beim Ja-sagen machen. Das Gelenk zwischen erstem und zweitem Halswirbel (Axis) ermöglicht dem Pferd eine Drehung des Kopfes, was wir beim Nein-sagen machen.

Die einfachen Bewegungen im Genick des Pferdes
Die einfachen Bewegungen im Genick des Pferdes

Die beim Reiten geforderte Stellung entspricht aber einem Kopfschiefhalten beim Menschen. Diese Bewegung entsteht ebenfalls zwischen Kopf und erstem Halswirbel. Sie kann allerdings nur entstehen, wenn das Nackenband locker ist und der Kopf angebeugt.

Die Gelenkflächen des Schädels drehen sich dabei entgegen der geforderten Stellung und das Gelenk muss sich auf der Außenseite dehnen.

Was bei der Stellung im Pferdegenick passiert
Was bei der Stellung im Pferdegenick passiert

Was blockiert die Stellung?

Trägt das Pferd den Kopf zu hoch, etwa weil es sich heraushebt, ist der Verschiebemechanismus blockiert und das Pferd kann sich nicht stellen. Ideal ist ein Winkel von etwa 90° oder etwas darüber zwischen Schädel und Wirbel. Das entspricht den klassischen Kriterien für ein Pferd, das am Zügel geht.

Wird der Kopf zu weit angebeugt (Hyperflexion) kommt das Nackenband unter Spannung und verhindert eine korrekte Stellung, da das Gelenk außen nicht mehr aufmachen kann.

Ein ähnlicher Effekt entsteht bei einem überforderten Pferd. Wird ein Pferd zu lang oder nur über die Hand aufgerichtet, verspannen sich die Muskeln im Nacken und verhindern ebenfalls das Aufmachen des Gelenkes. So wird eine Stellung ebenfalls verhindert. Diese Verkrampfungen können sehr schnell entstehen, gerade bei jungen Pferden, denen noch die Kraft für die Aufrichtung fehlt. Ein paar Minuten Pause mit Schritt am langen Zügel lösen das Problem aber wieder. Die Stellung ist also auch ein wichtiger Indikator für Überforderung.

Wenn es dauerhaft zwickt und hängt

Bei Pferden mit großen Ganaschen und sehr ausgeprägten Atlasflügeln kann es sein, dass eine Stellung anatomisch kaum möglich ist. Das nennt man dann fehlende Ganaschenfreiheit. Besonders verbreitet ist das bei Robustrassen, wie Fjordpferden, und Kaltblütern, da hier früher bei der Zucht nicht auf die Ganaschenfreiheit geachtet wurde.

Tritt das Problem plötzlich auf, kann eine Blockade im Genick die Ursache sein. Neben dauerhafter Überlastung, kann auch ein Unfall die Ursache sein. Verantwortlich dafür sind oft Situationen in denen das Pferd sich am Halfter losreißt oder auf den Zügel steigt. Auch beim Hänger fahren kann hoher Zug auf das Genick kommen, wenn das Pferd zu kurz angebunden ist.

Auch Zahnprobleme können zu Verspannungen im Genick führen, die eine Stellung unmöglich machen. Daher sollte man die Zähne regelmäßig kontrollieren lassen.

Geschummelt

Die Pferde wollen es uns meistens Recht machen. Kann ein Pferd sich nicht stellen, wird es daher versuchen den Anforderungen dennoch gerecht zu werden und sich im Genick verwerfen. Dabei dreht das Pferd den Kopf zwischen ersten und zweitem Halswirbel. Die Folge ist, das sich der eine Maulwinkel der Reiterhand annähert, allerdings wird nur der Nüsternrand sichtbar, nicht aber das Auge. Auch die Ohren verraten das Pferd, wenn es sich verwirft: Sie sind dann unterschiedlich hoch.

Fazit

Treten im Training plötzlich Probleme mit der Stellung auf, ist es Zeit für eine Pause oder das Ende der Trainingseinheit. Treten die Probleme längerfristig auf, sollten Sie auf Ursachensuche gehen, denn dann stimmt etwas nicht im empfindlichen Gefüge Pferdegenick. Neben Reiterfehlern und gesundheitlichen Problemen beim Pferd kann auch eine nicht passende Ausrüstung das Problem sein.

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