Wenige Hilfszügel sind so heiß diskutiert, wie der Schlaufzügel. Hier stehen sich absolute Fans und strikte Gegner gegenüber und das hat auch seine Gründe. Denn Schlaufzügel sind einer der besten Hilfszügel, weil der Reiter die Wirkung sehr genau dosieren kann. Andererseits werden Schlaufzügel in einer harten Hand oder falsch eingesetzt schnell zum Marterinstrument und können dem Pferd große Schmerzen bereiten und es sogar verletzen.
Schlaufzügel sind eigentlich nur zwei 2 – 2,5 m lange Zügel die am Ende jeweils mit einer Schlaufe zum Einschnallen in den Sattelgurt versehen sind. Es gibt auch die Variante mit Karabinern am Ende, bei denen die Schlaufe extra geliefert wird.
Es gibt zwei Varianten den Schlaufzügel zu verschnallen: tief und hoch.
Meist wird der Schlaufzügel tief verschnallt. Dazu liegt der geschlossene Teil des Zügels parallel zu den Trensenzügel und die Enden werden durch die Trensenringe gezogen. Von dort aus laufen sie zwischen den Vorderbeinen hindurch zum Sattelgurt, wo sie befestigt werden.
Nimmt der Reiter den Schlaufzügel in dieser Verschnallung an, zieht er dem Pferd die Nase in Richtung Brust und kann es so zum Nachgeben im Genick animieren oder auch zwingen.
Bei der wesentlich seltener verwendeten hohen Verschnallung laufen die Enden des Schlaufzügels vom Trensenring aus seitlich zum Sattelgurt und werden dann, ähnlich wie Ausbinder, oberhalb des Buggelenks am Sattelgurt befestigt.
Nimmt der Reiter bei dieser Variante den Schlaufzügel an, wird die Nase des Pferdes nach hinten oben gezogen. So kann an der Aufrichtung gearbeitet werden.
Das Problem am Schlaufzügel ist, das der Reiter leicht große Kräfte auf das Pferdemaul ausüben kann. Denn der Schlaufzügel wirkt wie ein Flaschenzug. Die Kraft mit der Sie am Zügel ziehen, kommt doppelt so stark am Gebiss an. In Kombination mit der Hebelwirkung des Pferdekopfes kommen so schnell enorme Kräfte zusammen. Wehrt sich ein Pferd gegen die Reiterhand und versucht sich freizumachen und der Reiter verhindert das gewaltsam mit dem Schlaufzügel, kann es zu schweren Verletzungen im Genickbereich und am Kiefer kommen. In extremen Fällen kann sogar ein Wirbel brechen.
Der Schlaufzügel hat jedoch den entscheidenden Vorteil, dass er nicht starr eingeschnallt wird, sondern der Reiter die Länge je nach Situation anpassen kann. Dadurch ist es möglich, das Pferd mit dem Schlaufzügel genauso Vorwärts-Abwärts zu reiten, wie aufzurichten.
Der Schlaufzügel sollte eigentlich dazu dienen, dem Pferd den Weg in die richtige Richtung zu zeigen oder es zu begrenzen. So kann er etwa ein plötzliches Rausheben und Losstürmen gut verhindern. Dabei gilt aber: Wenn der Schlaufzügel mehr als 10 Prozent der Zeit ansteht, läuft etwas falsch.
Beim Reiten mit dem Schlaufzügel sollte immer der Hauptdruck auf dem Trensenzügel liegen und der Schlaufzügel idealer Weise leicht durchhängen. Gegriffen wird der Schlaufzügel ähnlich wie ein Kandarenzügel.
Schlaufzügel sollten niemals in Verbindung mit einem Gebiss verwendet werden, das über eine Hebelwirkung verfügt, also einer Kandare, einem Pelham oder Dreiringgebiss. Das fügt dem Pferd nicht nur Schmerzen zu, sondern kann auch den Unterkiefer und die Zunge verletzen.
Der Schlaufzügel soll nicht dazu dienen ein Pferd in Form zu pressen, da das nichts bringt. Das Pferd zieht dann zwar den Kopf ein, läuft deshalb aber nicht von hinten nach vorne über den Rücken. Ein so in Form gepresstes Pferd ist nicht locker und gymnastiziert. Es ist beliebt Anlehnungsprobleme mit Hilfe des Schlaufzügels zu kaschieren, was aber die Ursache nicht behebt. Ohne Schlaufzügel wird das Pferd dann nicht lange „am Zügel“ laufen.
Der Schlaufzügel ist bei vielen Pferdehändlern und Bereitern beliebt, weil er dabei hilft schnell optisch gute Ergebnisse zu liefern. Das Ergebnis sind dann Pferde, die für Laien und unerfahrene Reiter schön anzusehen sind und sich zu Beginn auch einfach reiten lassen. Merken solche Pferde aber, dass kein Schlaufzügel mehr eingeschnallt ist und der Reiter sich nicht durchsetzten kann, ist es mit der Rittigkeit meist schnell vorbei.
Mein Fazit
Der Schlaufzügel ist ein sehr feines Instrument, das in den falschen Händen viel Schaden anrichten kann. Man sollte ihn nicht in Bausch und Bogen verurteilen, den immer weiter um sich greifenden Einsatz dieses Zaubermittels aber eingrenzen. Wer zum ersten mal mit Schlaufzügel reitet, sollte sich fachkundige Anleitung suchen.
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