Schenkelweichen ist die erste Seitwärtsbewegung, die Pferd und Reiter lernen. Dabei gehört das Schenkelweichen nicht zu den klassischen Seitengängen, da das Pferd beim Schenkelweichen nicht gebogen wird. Dennoch eignet sich diese Lektion gut, um dem Pferd die seitwärts-treibenden Hilfen beizubringen und den Schenkel-Gehorsam zu überprüfen.
Wie soll das Schenkelweichen aussehen?
Beim Schenkelweichen macht das Pferd eine Vorwärts-Seitwärtsbewegung, bei der die Pferdebeine nicht gekreuzt werden. Das Pferd ist bei dieser Lektion in sich gerade und gegen die Bewegungsrichtung gestellt.
Weicht das Pferd dem linken Schenkel, soll es etwa im 45 Grad Winkel nach rechts vorwärts-seitwärts treten. Das rechte Beinpaar tritt dabei seitwärts, das linke vorwärts. Wird der Winkel zu steil, klappt dieses Bewegungsmuster nicht mehr und das Pferd verliert die Vorwärtstendenz und damit den Takt. Ist der Winkel zu flach, fehlt die Seitwärtstendenz und das Pferd reagiert nicht richtig auf den seitwärts-treibenden Schenkel.
Die Hilfen
Wollen Sie das Pferd dem linken Schenkel weichen lassen, stellen Sie das Pferd nach links. Der linke Schenkel treibt das Pferd nach rechts und der rechte Zügel fängt die Vorwärtsbewegung ab. Der linke Zügel erhält die Stellung und der rechte Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt und verhindert so, dass das Pferd über die rechte Schulter ausweicht. Das Gewicht ist nur leicht nach links verlagert.
Wollen Sie das Pferd dem rechten Schenkel weichen lassen, drehen Sie die Hilfen einfach um. Der rechte Schekel treibt das Pferd dann gegen den linken abfangenden Zügel. Der rechte Zügel erhält die Stellung und der linke Schenkel liegt verwahrend am Pferdebauch.
Dem Pferd das Schenkelweichen vermitteln
Am Anfang sollten Sie Schenkelweichen immer mit dem Kopf zur Bande reiten. Dazu reiten Sie von der Mitte der kurzen Seite gerade auf den Zirkelpunkt zu, stellen das Pferd nach außen und lassen es dem äußeren Schenkel weichen. Die Bande dient als Begrenzung. Durch den Weg haben Sie den richtigen Winkel zur Bande schon vorgegeben und tun sich leichter, dem Pferd klar zu machen, was Sie von ihm wollen.
Bei jungen Pferden sollten Sie den verwahrenden Schenkel erst einmal weglassen und das Bein nur locker herunterhängen lassen. Wichtig ist in diesem Fall erst einmal, dass das Pferd das Prinzip des seitwärts-treibenden Schenkels versteht. Der verwahrende Schenkel könnte das Pferd verwirren. Er kommt erst dann zum Einsatz, wenn das Pferd sicher verstanden hat, was Sie von ihm wollen.
Klappt es gut an der Bande, dem äußeren Schenkel weichen zu lassen, steigern Sie die Anforderungen und lassen das Pferd an der Bande dem inneren Schenkel weichen. Dazu wenden Sie von der Bande wie zum „durch die ganze Bahn wechseln“ ab und lassen das Pferd dann an der Bande entlang dem inneren Schenkel weichen. Jetzt muss das Pferd nicht nur auf den seitwärts-treibenden Schenkel reagieren, sondern sich auch mit dem äußeren Zügel abfangen lassen.
Damit wird die Übung für Pferd und Reiter deutlich anspruchsvoller. Steigern lässt sich das Ganze noch, indem Sie das Pferd auf der Mittellinie einem Schenkel weichen lassen. So fällt die Stütze der Bande komplett weg.
Mögliche Fehler
Das Schenkelweichen bietet eine gute Möglichkeit zu überprüfen, wie gut die einzelnen Hilfen ankommen. Durch die Art, wie sich das Pferd entzieht, verrät es, welche der Hilfen fehlt oder nicht ankommt.
Rennt das Pferd nur nach vorne weg, statt seitwärts zu treten, hat es noch nicht verstanden, dass der Schenkel nicht nur Vorwärts bedeutet. In diesem Fall sollten Sie auf jeden Fall dem äußeren Schenkel weichen lassen und das Pferd eventuell mit einem energischen Klopfen mit dem Schenkel seitwärts treiben. Schon ein oder zwei Tritte seitwärts sollten Sie überschwänglich loben. So machen Sie dem Pferd klar, dass es etwas Richtiges gemacht hat. Das Prinzip „seitwärts“ wird dem Pferd dann schnell klar.
Klappt das gar nicht, ist ein Helfer am Boden sinnvoll. Er führt das Pferd von außen und schiebt beim Schenkelweichen die Hinterhand des Pferdes in Richtung Bahnmitte. Auch hier gilt: Schon für kleine Schritte in die richtige Richtung loben und auf alle Fälle die Ruhe bewahren. Wird das Schenkelweichen für das Pferd zum Stress, wird es diese Lektion auch in Zukunft nur unwillig ausführen. Außerdem lernen gestresste Pferde deutlich langsamer und schwerer.
Wird der Winkel zur Bande zu steil und das Pferd geht nur noch seitwärts, fehlt der verwahrende Schenkel und der stellende Zügel ist zu stark angenommen. Als Korrektur sollten Sie vermehrt auf die Vorwärtstendenz achten und mit dem stellenden Zügel bewusst nachgeben. Wird das Pferd trotzdem noch zu steil, schubsen Sie es mit dem verwahrenden Schenkel vorwärts, so dass es geradeaus weiter läuft. Nach ein paar Mal korrigieren, sollte das Pferd den Winkel besser halten.
Lassen Sie das Pferd dem äußeren Schenkel weichen, klappt das zwar gut, aber wenn Sie das Pferd dem inneren Schenkel weichen lassen wollen, läuft das Pferd einfach geradeaus weiter. Ist das der Fall, versteht das Pferd die abfangende Zügelhilfe am äußeren Zügel nicht. Zum Üben sollten Sie viele Schritt-Halt-Paraden reiten und das Pferd auf dem zweiten Hufschlag, dem äußeren Schenkel weichen lassen. So hat das Pferd zwar eine optische Begrenzung, Sie können aber dennoch die Reaktion auf den abfangenden Zügel testen. Erst wenn das gut klappt, lassen Sie das Pferd wieder dem inneren Schenkel weichen.
Varianten
Auf dem Turnier wird „Schenkel weichen“ in Form von Viereck vergrößern und verkleinern abgefragt. Dabei muss das Pferd von der Bande weg etwa 5m weit in die Bahn hinein dem äußeren Schenkel weichen und wieder zurück zur Bande dem inneren Schenkel weichen. Dieser Bewegungsablauf überprüft vor allem den abfangenden äußeren Zügel.
Wer eine längere Strecke dem Schenkel weichen lassen möchte, kann im Schenkel weichen durch die Ganze Bahn wechseln. Aber Achtung, das ist relativ anstrengend für das Pferd. Bevor das Pferd anfängt sich zu wehren, lieber abbrechen und dann noch mal ansetzen.
Man kann aus der Ecke kehrt reiten und das Pferd dem inneren Schenkel weichend zurück zur Bande schieben. Ergänzen kann man das durch ein Schenkel weichen zurück zur Mittellinie. Bis zur Bande und zurück geht das allerdings nur in 60m Hallen, bei 40m Hallen wird der Winkel zu steil.
Man kann das Pferd auch auf einer gebogenen Linie, wie dem Zirkel, dem Schenkel weichen lassen. Relativ einfach ist das mit dem Innenren Schenkel. Deutlich schwieriger ist es, das Pferd auf der gebogenen Linie dem äußeren Schenkel weichen zu lassen.
Eine relativ anspruchsvolle Variante nenne ich immer „Schwanken“. Dabei reitet man auf dem zweiten Hufschlag und lässt das Pferd abwechselnd zwei oder drei Schritte dem inneren und dem äußeren Schenkel weichen. Das macht das Pferd sehr fein am Bein und das Pferd beweglich in der Schulter. Daher ist die Übung gut für schon etwas weiter ausgebildete Pferde, allerdings kostet sie meisten relativ viel Vorwärts, das man sich danach wieder erarbeiten muss.
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