Bei Pferden werden die Zähne lebenslang aus dem Zahnfach nachgeschoben und abgenutzt. Fehlt ein Gegenspieler, kann das zum Problem werden. Folgende Erkrankungen können aufgrund dieses „Zahnwachstums“ an den Backenzähnen auftreten.
Meißelzahn
Als Meißelzahn (Exsuperantia dentinum) bezeichnet man es, wenn ein Zahn deutlich über die Kauflächen der übrigen Zähne hinausragt. Meist entsteht er, wenn der entsprechende Zahn im gegenüberliegenden Kiefer fehlt, sei es durch eine Fehlentwicklung, einen Unfall oder weil der Zahn entfernt werden musste.
Unbehandelt kann der Meißelzahn mehrere Zentimeter über die anderen Zähne hinausstehen und im Extremfall sogar das Zahnfleisch und den Knochen im anderen Kiefer verletzen. Das ist dann sehr schmerzhaft für das Pferd, da es bei jedem Kauen wieder auf die verletzte Stelle drückt. Das zeigt sich dann schnell am Allgemeinzustand. Das Pferd magert ab und wird Schmerzzeichen zeigen und auch häufig das Futter verweigern oder extrem langsam fressen. Manche Pferde reagieren auf dauernde Schmerzen auch mit Verhaltensänderungen und werden zum Beispiel lethargisch oder aggresiv.
Das ist allerdings ist das zum Glück nur selten der Fall, weil die Meißelzähne meistens vorher entdeckt werden. Allerdings ist auch ein nicht so ausgeprägter Meißelzahn für das Pferd störend. Das Hauptproblem ist, dass der hochstehende Zahn die Kaubewegungen stört. Er macht die physiologische kreisförmige Kaubewegung schwer oder unmöglich. Als Folge wird das Pferd anders und ineffektiver kauen. Das verschlechtert die Futteraufnahme und kann zu Darmproblemen führen. Das veränderte Kaumuster führt auch zu einer verspannten und schmerzenden Kiefermuskulatur. Die wiederum wirkt sich deutlich auf die Rittigkeit des Pferdes aus – oft der erste Hinweis auf ein Problem. Hinweise können zum Beispiel Mauligkeit, ein Zungenfehler oder Zähneknirschen sein.
Die Behandlung ist in den meisten Fällen einfach aber langwierig. Der Tierarzt, am besten ein Zahnspezialist wird das Pferd sedieren und den Zahn auf die richtige Länge herunterschleifen. Das Problem ist, dass das keine dauerhafte Lösung ist. Da der Gegenspieler immer noch fehlt und der Zahn so nicht abgerieben wird, muss er regelmäßig nachgeschliffen werden. Je nach Alter des Pferdes erfolgt das alle zwölf bis achtzehn Monate.
Das Wellengebiss
Das Wellengebiss ist von der Entstehung her ähnlich wie der Meißelzahn. Durch fehlenden Gegendruck werden hier mehrere Zähne nicht ausreichend abgeschliffen. Durch die Kaubewegung werden die Kanten der hochstehenden Zähne rund geschliffen, so dass der Eindruck einer wellenförmigen Kaufläche entsteht.
Das Wellengebiss entsteht meistens im Zahnwechsel, wenn die entsprechenden Zähne in Ober- und Unterkiefer nicht zeitnah durchbrechen. Der Zahn, der früher dran ist, wächst dann länger und gibt dem Nachzügler zu viel Druck, so dass dieser zu kurz bleibt. Das passiert meist an mehreren Stellen, oft auch in unterschiedliche Richtungen.
Andere Ursachen sind Zahnerkrankungen, bei denen mehrere Zähne verloren gehen, Entwicklungsstörungen im Gebiss und Unfälle bei deren mehrere Zähne zerstört werden.
Als Therapie werden hier die überstehenden Teile abgeschliffen und an die Kaufläche angepasst. Bei schweren Fällen ist das nicht in einer Behandlung machbar. Meist muss die Kaufläche ohnehin mehrfach nachkontrolliert und geschliffen werden, bis auch die Nachzügler wieder auf der richtigen Höhe sind. Fehlt der Gegendruck dauerhaft, muss der Pferdezahnarzt regelmäßig nachschleifen um zu verhindern, dass sich das Wellengebiss erneut ausbildet.
Das Treppen- oder Stufengebiss
Das Treppen oder Stufengebiss ist ähnlich wie das Wellengebiss, nur dass hier die Übergänge nicht weichgeschliffen sind sondern stufenförmig. Es entsteht oft durch Zahnerkrankungen oder Unfälle, die mehrere Zähne am Wachstum hindern oder zum Verlust von Zähnen geführt haben. Oft entsteht diese Gebissanomalie auch bei alten Pferden, bei denen sich altersbedingt mehrere Zähne gelockert haben oder verlorengegangen sind.
Auch hier wird die Kaufläche mittels abschleifen angeglichen, bei Bedarf auch in mehreren Schritten. Bleibt die Ursache, also der fehlende Gegenduck vom anderen Kiefer, bestehen, muss hier regelmäßig nachgeschliffen werden, um die Kaufähigkeit möglichst gut zu erhalten.
Um die Entstehung solcher Probleme zu vermeiden, sollten die Zähne eines Pferdes regelmäßig kontrolliert werden.
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