Pferde haben oft kleine Schrammen und Verletzungen. Man braucht nicht wegen jeder Wunde sofort den Tierarzt. Wenn aber einer der folgenden Punkte zutrifft, ist eine Behandlung notwendig.
Dann müssen Sie den Tierarzt rufen
- Die Wunde ist tief (mehr als 0,5 cm)
- Es ist eine Stichwunde und der Stichkanal ist nicht vollständig zu sehen
- Eine Risswunde über 1,5 cm Länge
- Die Wunde ist großflächig
- Es stecken Fremdkörper in der Wunde (nach Möglichkeit stecken lassen, bis der Tierarzt kommt)
- Das Pferd lahmt stark
- Das Pferd geht am nächsten Tag noch nicht klar
- Die Umgebung der Wunde ist warm und wird bei Belastung heiß
- Das Pferd wird fiebrig (Körpertemperatur über 38,4°C)
Besonders Wunden an den Beinen führen oft zu Schwellungen. Diese gehen in der Regel aber bei Bewegung zurück. Es handelt sich hierbei um Flüssigkeit, die sich im Gewebe ansammelt und ist eine normale Reaktion des Körpers. Hält dieser sogenannte Einschuss länger als drei Tage an, ist es ratsam, den Tierarzt zu rufen. Wird die Schwellung hart oder es entsteht ein knisterndes Geräusch beim drauf drücken, muss auch der Tierarzt her und zwar zügig, das die Wunde dann infiziert ist. Zusätzlich empfiehlt es sich regelmäßig die Temperatur des Pferdes zu kontrollieren.
Ansonsten ist ein Einschuss nicht schlimm. Mit Bewegung und Wacholderbeeren, die entwässernd wirken, kann der Schwellung entgegengewirkt werden.
Trifft keiner der oben genanten Punkte zu, reicht es, wenn Sie die Wunde mit klarem Wasser gründlich reinigen und mit einem Desinfektionsmittel besprühen oder einreiben.
Stark blutende Verletzungen versorgen: Wenn viel Blut fließt
Ein Sonderfall sind stark blutende Wunden. Hier brauchen Sie auf jedenFall einen Tierarzt. Allerdings müssen Sie auch selber etwas gegen die Blutung tun, bis der Tierarzt kommt, sonst kann es sein, dass das Pferd zu viel Blut verliert.
Wenn das Blut spritzt
Schießt das Blut stahlförmig aus der Wunde oder pulsiert immer wieder ein Schwall Blut heraus, sollten Sie unbedingt einen Druckverband anlegen. Dazu brauchen Sie sterile Kompressen, ein Verbandspäckchen oder eine verpackte Mullbinde und eine Binde oder Bandage zum Fixieren. Diese Materialien finden Sie in jedem Autoverbandskasten. Sie sollten aber auch in jeder Stallapotheke zu finden sein.
Den Druckverband anlegen
Und so legen Sie den Verband an. Legen Sie vorsichtig die sterile Kompresse auf die Wunde. Dabei sollten möglichst wenige Keime an die Kompresse kommen. Darauf platzieren Sie das noch geschlossene Verbandspäckchen oder die Mullbinde. Das Ganze wickeln Sie mit einer elastischen Bandage, einer Fixierbinde oder auch einer Mullbinde relativ straff fest. Eventuell ist eine Hilfsperson, die den Verband festhält, sinnvoll.
Das Verbandspäckchen dient dabei als Druckpolster. Es soll die verletzten Blutgefäße zusammendrücken und so die Blutung stoppen. Diesen Druckverband lassen Sie drauf, bis der Tierarzt kommt. Blutet er durch, wickeln Sie einfach einen weiteren Verband etwas straffer darüber.
Ist die Verletzung an einer Stelle, an der Sie keinen Druckverband anlegen können, legen Sie ebenfalls eine sterile Kompresse auf die Wunde und ein Verbandspäckchen als Druckpolster darauf. Dann nehmen Sie ein Handtuch, einen Schal oder etwas ähnliches, falten es zusammen und legen es auf das Druckpolster. Darauf können Sie nun mit der Hand drücken, um die Blutung zu stoppen, bis Hilfe kommt.
Klaffende Wunden
Handelt es sich um eine klaffende, blutende Wunde, bei der kein Blut spritzt, ist ein Druckverband nicht nötig. Sie sollten so eine Wunde nicht reinigen, sondern lediglich steril abdecken. Meist kommen solche Wunden an Stellen mit nur wenig Fleisch unter der Haut vor. Es handelt sich um Platzwunden. Die bluten stark, sind meist aber nicht dramatisch. Sie sollten jedoch trotzdem rasch den Tierarzt rufen, da eine solche Wunde meist genäht werden muss. Daher sollten Sie auch auf das Auswaschen oder desinfizieren verzichten. Der Tierarzt kann die Wundränder dann besser miteinander vernähen.
Weg hängende Hautlappen sollten Sie ebenfalls nicht reinigen, sondern lediglich steril abdecken und möglichst rasch von einem Tierarzt nähen lassen.
Stichwunden
Handelt es sich um Stichwunden, ist eine Versorgung durch den Tierarzt ebenfalls ratsam, da sich solche Wunden sehr leicht entzünden. Befindet sich der Fremdkörper noch in der Wunde, sollten Sie diesen nach Möglichkeit nicht entfernen, sondern so umpolstern, dass er sich nicht weiter bewegen kann. Der Tierarzt hat es dann leichter die Wunde richtig zu versorgen. Oft treten auch plötzlich heftige Blutungen auf, wenn Sie einen Fremdkörper entfernen. Der Tierarzt kann darauf besser reagieren.
Achtung: Kreislauf!
Verliert ein Pferd viel Blut, ist auch immer der Kreislauf in Gefahr. Daher sollten Sie das Pferd warm halten und nicht in der prallen Sonne stehen lassen. Wie es um den Kreislauf steht, verrät Ihnen ein einfacher Test. Heben Sie die Oberlippe des Pferdes an und betrachten Sie die Schleimhäute. Sie sollten rosig sein. Nehmen Sie nun einen Finger und drücken Sie drei Sekunden lang fest auf das Zahnfleisch. Nehmen Sie nun den Finger weg, sehen Sie einen weißen Fleck. Dieser Fleck sollte innerhalb von ein bis zwei Sekunden wieder rosig werden. Dauert es länger, hat das Pferd bereits einen schwachen Kreislauf.
Auch der Puls und die Temperatur geben Ihnen einen Hinweis darauf, ob es dem Pferd noch gut geht. Der Puls soll gleichmäßig und kräftig sein. Wird er schnell und ist nur noch schwach zu spüren, ist das ein Alarmzeichen. Teilen Sie das unbedingt dem Tierarzt mit. Das Pferd soll auch nicht Kühler werden. Sinkt die Temperatur unter 37 Grad, ist das ein Zeichen, das das Pferd nicht mehr alle Bereiche des Körpers ausreichend mit Blut versorgen kann.
Es dauert allerdings relativ lang, bis ein Pferd eine lebensbedrohliche Menge an Blut verloren hat. Ein ausgewachsenes Großpferd kann etwa zehn Liter Blut verlieren, bevor es in Lebensgefahr gerät. Bei Ponys und Fohlen ist die Menge entsprechend kleiner. Blut sieht allerdings schnell nach viel aus, da es stark färbt. Ein Liter Blut, verwandelt die Stallgasse in ein Schlachthaus, ohne das dem Pferd wirklich Gefahr droht. Haben Sie die Möglichkeit das verlorene Blut in einem Gefäß aufzufangen, haben Sie einen besseren Überblick über die verlorene Menge.
Stark blutende Wunden sind aber auf jeden Fall ein Grund den Tierarzt zu rufen. Egal, ob er die Blutung stillen muss, die Wunde näht oder versorgt, sein Besuch ist auf jeden Fall wichtig und sinnvoll. Denn wenn eine Wunde stark blutet, ist auf jeden Fall mehr als nur die oberste Hautschicht zerstört. Das kann zu bösen Infektionen und schlechter Heilung führen, wenn die Wunde nicht richtig versorgt wird.
Vorsicht beim Desinfizieren
Pferde verletzen sich immer wieder, sei es beim Raufen auf der Koppel, wenn sie erschrecken oder bei einem Sturz. Dabei kann es auch immer wieder zu klaffenden Wunden kommen. Sind diese Wunden länger als 3 cm, ist die Haut komplett durchtrennt oder hängen Hautlappen weg, sollten Sie bei der Erstversorgung vorsichtig sein. Diese Wunden sind ein Fall für den Tierarzt und müssen eventuell genäht werden, damit sie sauber heilen können.
Entdecken Sie eine solche Wunde, sollten Sie rasch den Tierarzt rufen, da eine Wunde nur maximal 6-8 Stunden alt sein darf, wenn sie genäht werden soll. Ansonsten sind die Wundränder schon zu sehr angetrocknet und würden nicht mehr richtig heilen.
Sie selber sollten die Wunde möglichst in Ruhe lassen. Ist die Wunde stark verschmutzt, sollten Sie sie höchstens mit möglichst sauberem, klarem Wasser abspülen, um sie besser beurteilen zu können. Auf Desinfektionsmittel, Salben und ähnliches sollten Sie verzichten, da alles was in die Wunde kommt das Nähen erschwert oder unmöglich macht.
Droht Schmutz in die Wunde zu kommen oder sind sehr viele Fliegen unterwegs, können sie die Wunde zum Schutz lose steril abdecken.
Das Nähen von Wunden ist sinnvoll, da dadurch die Wundränder sauber aneinander liegen und die Wundheilung deutlich schneller von statten geht. Offene klaffende Wunden brauchen sehr lange, bis sich das Gewebe von unten her nachgebildet hat. Zudem entstehen bei dieser langsamen Heilung oft große Narben, die das Pferd später eventuell behindern.
Die auseinander gezogenen Wundränder reißen zudem gerne immer wieder auf und bilden so einen idealen Nährboden für Bakterien und andere Keime. Deshalb kommt es schnell zu einem Infekt der mit einem Einschuss oder einer Phlegmone endet. Daher ist hier eine Tierärztliche Versorgung gleich am Anfang meist günstiger als die Behandlung des Infekts hinterher.
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