Der Sattel ist ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand für das Pferd. Ähnlich wie ein Schuh beim Menschen, muss er wirklich passen, damit nichts zwickt oder reibt. Und nur wenn der Sattel wirklich passt, kann das Pferd seine Höchstleistung bringen.
Ähnlich wie ein Mensch, der sich in unpassenden Schuhen Hühneraugen, Blasen und schiefe Zehen holt, leidet auch ein Pferd unter einem schlecht sitzenden Sattel. Die Folge sind Satteldruck, offene Stellen vom Gurt und Sattelzwang.
Manche der Folgen sind aber nicht so direkt sichtbar, etwa Veränderungen am Schulterblatt, die zu Entzündungen und Druckschmerzen führen und Rückenverspannungen, die empfindliche Bereiche schützen sollen.
Der Pferderücken ist ein empfindliches Gebilde, das sich immer wieder verändert. Wächst das Pferd, nimmt es zu oder ab, verändert es seine Muskulatur, weil es anders trainiert wird oder wird es älter und die Bänder der Wirbelsäule damit weicher. Egal was die Ursache ist, die Folge ist ein Sattel der nicht mehr passt.
Im Tipp lesen Sie eine Zusammenfassung der Faktoren, die Sie bei einer Sattelanprobe beachten müssen. Anhand dieser Tipps sollten Sie einen neuen Sattel beurteilen, ob er wirklich passt. Sie sollten aber auch Ihren Sattel mindestens zwei mal pro Jahr kritisch überprüfen und falls etwas nicht passt einen Sattler zu Rate ziehen.
Genügend Widerristfreiheit
Am Widerrist sind die Knochen und Bänder der Wirbelsäule nur von einer dünnen Hautschicht bedeckt. Deshalb ist dieser Bereich des Pferderückens ganz besonders empfindlich, daher darf ein Sattel hier weder aufliegen noch scheuern.
Druckstellen und offene Scheuerstellen vom Sattel sind für das Pferd sehr unangenehm und können es auf Dauer unreitbar machen. Daher gilt es, solche für das Pferd sehr schmerzhaften Verletzungen zu vermeiden. Wie oft hier etwas schiefgeht, zeigen die weißen Haare die viele Pferde nach einem Satteldruck am Widerrist zurückbehalten haben.
Warum der Widerrist so empfindlich ist
Besonders am Widerrist verursachen Sättel häufig Scheuerstellen, da hier kein natürliches Polster aus Muskeln oder Fett vorhanden ist. Der Widerrist wird von den Dornfortsätzen vom 3. bis zum 8. Brustwirbel gebildet, die besonders lang und in der Rückenkontur deutlich zu erkennen sind. Die Dornfortsätze sind durch Bänder verbunden und lediglich von einer dünnen Hautschicht überspannt.
Da der Druck unmittelbar auf die empfindliche Knochenhaut und die Bänder wirkt, ist das Pferd hier besonders schmerzempfindlich. Die Empfindlichkeit ist etwa vergleichbar mit dem Handrücken des Menschen. Drücken Sie hier fest mit dem Daumen drauf und bewegen den Daumen etwas hin und her – so können Sie nachvollziehen, wie sich ein drückender Sattel für das Pferd anfühlt.
Um solche Druckstellen zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Sattel so auf dem Pferd liegt, dass kein Druck auf den Widerrist kommt. Die Rücken- und Schultermuskulatur des Pferdes sollen den Reiter tragen, nicht der Knochen.
Genügend Platz für den Widerrist
Liegt der Sattel in der richtigen Position auf dem Pferd, sollte nach oben hin drei bis vier Finger hoch Platz sein zwischen dem Widerrist und der Unterkante des Vorderzwiesels. Auch seitlich neben dem Widerrist sollte jeweils zwei bis drei Finger Platz haben.
Achten Sie auch darauf, dass der Widerrist in seiner ganzen Länge genügend Platz hat. Schauen Sie von vorne in die Lücke zwischen Widerrist und Sattel. Die Unterseite des Sattels sollte an keiner Stelle auf der Wirbelsäule aufliegen, sondern überall mindestens zwei Fingerbreit Luft lassen.
Überprüfen Sie die Widerristfreiheit auf jeden Fall noch einmal, wenn Sie im Sattel sitzen. Selbst unter Belastung sollten hier mindestens ein Fingerbreit Platz sein – zwei Fingerbreit wären besser, sonnst kann es sein, dass das Pferd die Sattelkante auf den Widerrist bekommt, wenn Sie sich einmal ruckartig bewegen.
Die richtige Kammerweite
Die Kammerweite bestimmt, wie breit ein Sattel ist. Der Sattel muß so schmal sein, dass er stabil liegt und so breit, dass der Widerrist genügend Platz hat. Die Kammerweite muss allerdings auch ausrechend Platz für die Bewegung der Schulterblätter lassen, da sich das Pferd sonst bei jedem Schritt am Sattel stößt.
Die Kammerweite ist einer der Werte, die bei Sätteln oft angegeben wird. Allerdings ist dieser Wert nicht sehr aussagekräftig, da die Angaben von Hersteller zu Hersteller anders ausfallen.
Die benötigte Kammerweite hängt nicht nur vom Wiederist ab. Man hört oft, das ein Pferd mit einem hohen Widerrist eine schmale Kammer braucht und ein Pferd mit wenig Widerrist eine weite Kammer. Das ist aber nicht unbedingt richtig. Entscheidend für die Kammerweite sind die Schulterblätter.
Beim Heben des Vorderbeins nach vorne oben, also beim Laufen, dreht sich sich das Schulterblatt nach hinten oben. Diese Bewegung bringt das Schulterblatt je nach Pferd etwa eine Hand breit nach hinten.
Da wir den Sattel nicht so weit hinten platzieren können, dass das Schulterblatt sich davor frei bewegen kann, muss die Kammer so weit sein, das das Schulterblatt sich unter den Sattel schieben kann.
Wenn die Kammer nicht passt
Ist die Kammer zu eng, kann das Schulterblatt nicht daruntergleiten, sondern stößt bei jedem Schritt an die Vorderkante des Sattels. Das ist für das Pferd unangenehm – viele Pferde fangen daher an gebunden zu laufen um dem Schmerz zu entgehen.
Da die Schulterblattspitze aus empfindlichen Knorpel besteht, können die ständigen Stöße auf Dauer zu Veränderungen am Schulterblatt führen.
Durch das ständige anstupsen mit dem Schulterblatt kann der Sattel nicht ruhig liegen, sondern wird immer nach hinten geschoben.
Ist die Kammer zu weit, hat der Sattel keinen Halt auf dem Pferd. Durch die Bewegungen wird er nach vorne geschoben und landet dann auf Widerrist und Hals.
Test für die Kammerweite
Legen Sie den Sattel in der richtigen Position aufs Pferd und gurten Sie ihn an. Stellen Sie sich nun mit Blickrichtung zur Kruppe neben Ihr Pferd. Mit der Hand die vom Pferd wegzeigt suchen Sie die Schulterblattspitze und legen die Hand darauf. Mit der anderen Hand nehmen Sie nun das Vorderbein hoch und bewegen es nach vorne und oben.
Die Spitze des Schulterblattes sollte nun unter der Vorderkante des Sattels verschwinden. Rutscht der Sattel nach hinten oder das Schulterblatt bleibt hängen, ist der Sattel zu schmal.
Wie Sie die richtige Kammerweite ermitteln, erfahren Sie unter: Sattel: Wie wird die Kammerweite gemessen?
Die Winkelung
Damit der Sattel richtig passt, muss der Sattelbaum zum Pferd passen. Ähnlich wie bei einem Schuh für den Menschen gibt es dabei viele Faktoren zu beachten. Einer dieser Faktoren ist die Winkelung.
Die Winkelung des Kopfeisens bestimmt wie der Sattel an der Schulter aufliegt, die Winkelung des Baums selber bestimmt, wie die Kissen hintenauf dem Rücken aufliegen. Um eine optimale Auflagefläche zu haben, sollten diese Winkelungen zum Pferd passen.
Da der Brustkorb je nach Pferdetyp eine deutlich unterschiedliche Form hat, kann es hier große Unterschiede geben. Vollblüter haben eher einen birnenförmigen Brustkorb, während einige Ponyrassen einen Fast runden Brustkorb haben. Die meisten Pferde liegen irgendwo zwischen diesen Extremen.
Weite und Winkelung des Kopfeisens lassen sich bei hochwertigen Sätteln oft vom Sattler anpassen, die Winkelung des Sattelbaums ist meist kaum änderbar.
Kopfeisen Winkel
Ist die Winkelung des Kopfeisens zu groß, hat der Sattel keinen Halt und wird immer nach vorne rutschen. Ist die Winkelung zu eng, klemmt sie immer wieder die Schulter ein, besonders beim Einsitzen in den Sattel. Das fällt dann besonders beim Springen und Leichttraben auf.
Um den Winkel des Kopfeisens zu überprüfen legen Sie den Sattel aufs Pferd. Legen Sie dann die Hand flach auf die Schulter des Pferdes und schieben Sie diese nach hinten bis zum Sattel. Der Winkel des Sattels sollte mit dem Winkel der Schulter, der durch Ihre Hand verlängert wird übereinstimmen.
Winkelung der Kissen
Ist die Winkelung der Sattelkissen zu eng, liegt er Sattel nur auf den Außenkanten der Kissen aus, so dass diese Stellen einem sehr hohen Druck ausgesetzt sind und ein Großteil des Sattels über dem Pferd schwebt.
Ist die Winkelung der Kissen zu groß, liegt der Sattel nur direkt an der Wirbelsäule auf und kann bei Bewegungen vom Pferd hin und her rutschen – man nennt das „schwimmen“.
Um zu testen, ob die Winkelung stimmt legen Sie den Sattel in der richtigen Position auf das Pferd und schauen zu erst von hinten, wie die Kissen aufliegen. Sieht die Auflagefläche gut aus, fahren Sie mit der flachen Hand von der Wirbelsäule nach außen unter den Kissen entlang. Versuchen Sie zu Spüren, ob der Druck überall gleichmäßig ist.
Breite des Wirbelkanals
Die Wirbelsäule des Pferdes ist sehr empfindlich. Da sie das ganze Gewicht des Reiters tragen muss, sollte sie in ihrer Funktion nicht gestört werden, Das heißt, sowohl nach oben, als auch zur Seite hin brauchen die Wirbel genügend Raum, um sich frei zu bewegen.
Nicht nur der Widerrist braucht Platz unter dem Sattel, sondern auch der Rest der Wirbelsäule. Gerade beim Biegen sollten die Dornfortsätze nicht an die Polster des Sattels stoßen, da dass unangenehm für das Pferd ist. Die Folge sind Pferde, die bei der Biegung schummeln und im Hals abknicken oder sich verwerfen.
Damit das Pferd das Gewicht des Reiters langfristig tragen kann, ohne dabei Schaden zu nehmen ist es wichtig, das der Sattel das Gewicht großflächig auf die richtigen Strukturen verteilt. Bänder und Knochen reagieren schnell mit Veränderungen, wenn sie direkten Druck bekommen. Daher sollten sie nicht belastet werden. Muskulatur verträgt den Druck dagegen gut und kann ihn verteilen. Deshalb ist es wichtig, das der Sattel nur auf dem langen Rückenmuskel aufliegt.
Die Grenzen finden
Ist der Wirbelkanal des Sattels zu eng drücken die die Sattelkissen auf das Rückenband. Besonders, wenn sich das Pferd biegt kann das passieren. Tasten Sie deshalb die Dornfortsätze Ihres Pferdes in der Sattellage. Sie spüren hier die harten Knochen. Die Dornfortsätze lassen sich etwa so groß wie eine Murmel tasten. Zwischen den Dornfortsätzen und direkt daneben spüren Sie die Bänder. Sie fühlen sich fest-elastisch an, etwa wie ein gut aufgepumpter Ball. Gehen Sie weiter nach außen kommt der Muskel. Dieser sollte deutlich weicher sein.
Haben Sie die Bänder ertastet schätzen Sie mit Hilfe Ihrer Finger ab, wieviel Raum diese einnehmen. Bei den meisten Pferden nimmt der Raum zwischen den Außenkanten der beiden Bänder etwa drei bis fünf Fingerbreit ein. So breit sollte der Wirbelkanal des Sattels mindestens sein.
Die äußere Begrenzung der Auflagefläche bildet der Übergang zwischen langem Rückenmuskel und den Rippen. Den finden Sie, wenn Sie von der Wirbelsäule senkrecht nach unten tasten. Hier kommt irgendwann der Punkt an dem die Rippen deutlich zu fühlen sind, da sie hier nach außen kommen. Diese Linie ist die Außengrenze der Auflagefläche. Liegt der Sattel weiter außen, drückt er auf die Rippen, das kann sehr schmerzhaft sein. Stimmt der Winkel zusätzlich nicht, kann es passieren, dass der Sattel den langen Rückenmuskel bei jedem Schritt von der Wirbelsäule wegzieht. Das kann zu Reizungen des Muskels und Schäden an den Muskelfaszien führen.
Wie weit ist richtig?
Das Problem mit dem Wirbelkanal ist, das ein breiter Wirbelkanal den Sattel Auflagefläche kostet, da die Gesamtbreite der Auflagefläche ja begrenzt ist. Deshalb gilt: So breit wie nötig, so schmal wie möglich. Denn je größer die Auflagefläche ist, desto besser wird das Gewicht des Reiters verteilt.
Bei den meisten Pferden kommt ein Wirbelkanal mit vier Finger Breite ganz gut hin. Ist der Wirbelkanal deutlich schmaler oder breiter sollten Sie kritisch prüfen, ob der Sattel wirklich zum Pferd passt.
Achten Sie darauf, dass der Wirbelkanal auf der kompletten Länge des Sattels breit genug ist. Bei vielen älteren Modellen laufen die Sattelkissen hinten zusammen. Dadurch wird der Wirbelkanal hinten sehr eng und stört bei der Biegung. Im Extremfall kann das ständige Anstoßen an den Dornfortsätzen zu Entzündungen und Knochenveränderungen führen. Die modernen Sättel haben deshalb einen gerade geschnittenen Wirbelkanal.
Die Sattellänge
Der Reiter braucht Platz auf dem Sattel, um sich wirklich frei und im Gleichgewicht zu bewegen. Das Pferd bietet aber nur einen bestimmten Raum an, auf dem der Sattel liegen darf. Denn bei der letzten Rippe ist Schluß – danach würde der Sattel auf empfindliche innere Organe drücken. Je nach Größe und Körperbau des Pferdes ist der Platz für den Sattel mehr oder weniger begrenzt.
Wo darf der Sattel liegen?
Der Sattel findet seinen Platz auf der Wirbelsäule und dem Brustkorb des Pferdes. Die vordere Begrenzung bildet dabei das Schulterblatt, die hintere die letzte Rippe.
Das Schulterblatt können Sie tasten, wenn Sie vom Widerrist aus nach unten fahren. Dort treffen Sie auf eine halbmondförmige deutlich tastbare Struktur. Das ist der Knorpel an der Oberkante des Schulterblattes. Hier darf der Sattel nicht liegen, da es sonst zu Schäden am Schulterblatt kommen kann.
Die hintere Begrenzung bildet die letzte Rippe. Diese finden Sie, wenn Sie den Brustkorb auf halber Höhe entlang fahren, etwa eine Handbreit vor dem Hüfthöcker. Danach wird die Bauchwand deutlich weicher und eindrückbar. Verfolgen Sie die Rippe nun nach oben bis zur Wirbelsäule.
Die Alternative, um die letzte Rippe zu finden ist, sich am Fell zu orientieren. An der Flanke zeigt die Wuchsrichtung nach hinten. im Lendenbereich zeigt die Wuchsrichtung auf Grund des Wirbels vor dem Hinterbein nach vorne. Suchen Sie die Linie, an der diese beiden Fellstrukturen zusammenstoßen und verfolgen Sie diese nach oben bis zur Wirbelsäule. Das ist fast immer der Ansatz der letzten Rippe.
Bei sehr dicken Pferden ist es oft schwer, die Strukturen zu tasten. Dennnoch ist es auch hier wichtig, die Grenzen zu beachten. Bitten Sie zur Not einen erfahrenen Pfedemenschen, Tierarzt oder Pferdephysiotherapeuten um Hilfe.
Wenn der Sattel zu lang ist
Ist der Sattel zu kurz, bereitet das mehr dem Reiter als dem Pferd Probleme. Nur die verringerte Auflagefläche ist nicht ideal. Ist der Sattel dagegen zu lang, hat das schmerzhafte Folgen für das Pferd.
Im Lendenbereich hinter der letzten Rippe liegen für das Pferd wichtige und schmerzempfindliche Strukturen: Milz, Nieren Darm und bei Stuten auch die Eierstöcke. Da hier die Rippen den Druck nicht verteilen, kann der Sattel durch die Muskulatur direkt auf diese Strukturen drücken.
Das ist dann zum Teil sehr schmerzhaft für das Pferd. Die Folge ist ein Festmachen des Rückens. Zum Teil ziehen die Pferde den Rücken krampfhaft nach oben, um den Druck zu entgehen und überlasten dabei nicht nur die Bauchmuskulatur, sondern schränken auch ihre Atmung ein. Die Folge ist ein triebiges, festes und nicht leistungsfähiges Pferd.
Manche Pferde wehren sich auch mit Bocken oder Treten mit dem Hinterbein gegen den unangenehmen Druck.
Der zweite Effekt tritt auf, weil die Wirbelsäule des Pferd im Lendenbereich viel mehr Bewegungen macht, als in der relativ starren Brustwirbelsäule. Liegt der Sattel im Lendenbereich auf, wird er bei jedem Schritt des Pferdes nach vorne gestoßen und liegt dann wieder auf dem empfindlichen Schulterblatt.
Wie beurteile ich die Länge?
Suchen Sie wie oben beschrieben die Grenzstrukturen bei Ihrem Pferd und zeichnen Sie diese mit Hilfe von Kreide auf dem Fell an. Legen Sie den Sattel nun auf den Hals und schieben Sie ihn so weit nach hinten, dass er hinter dem Schulterblatt liegt.
Schauen Sie nun nach, ob die Sattelpolster über die letzte Rippe hinaus ragen. Ist das der Fall, ist der Sattel zu lang. Bei stark nach oben geschnittenen Polstern achten Sie auf die Auflagefläche. Bitten Sie zusätzlich noch jemanden, die Auflagefläche zu überprüfen, wenn Sie im Sattel sitzen. Manchmal verändert sich die Lage durch das Reitergewicht deutlich.
Der richtige Schwung oder die Auflagefläche
Die Aufgabe des Sattels ist es das Gewicht des Reiters auf eine möglichst große Fläche zu verteilen und das Pferd dabei nicht zu stören. Das klingt einfach, ist es aber nicht. Der Sattel muss nicht nur vorne und hinten passen, sondern auch dazwischen. Damit die Sattelform zum Pferd passt, ist der richtige Schwung nötig.
Als Schwung bezeichnet man die Krümmung, die die Sattelpolster an der Unterseite des Sattels beschreiben. Je nachdem, wie der Rücken des Pferdes aussieht, muss der Schwung angepasst werden. Ein Pferd mit Senkrücken braucht einen Sattel mit sehr viel Schwung, eines mit einem geraden Rücken eine Sattel mit wenig Schwung.
Zu wenig Schwung
Hat der Sattel zu wenig Schwung für das Pferd, kommt es zu einem so genannten Brückeneffekt. Der Sattel liegt dann nur vorne und hinten auf. Dazwischen befindet sich ein Abschnitt, in dem der Sattel gar nicht oder nur mit ganz wenig Druck aufliegt. Dieser Effekt lässt sich oft im Schweißbild sehen oder mit Hilfe einer Druckmessung bestätigen.
Kommt es zu einem Brückeneffekt, ist das für das Pferd unangenehm, da die Auflagefläche des Sattels deutlich verkleinert wird und es so zu Druckspitzen kommt. Die können auf Dauer zu Druckstellen, Verspannungen und Entzündungen im Muskel führen.
Der Brückeneffekt muss übrigens nicht dauerhaft auftreten. Manchmal liegt der Sattel ganz passabel, solange das Pferd am Zügel geht, hebt es aber den Kopf verstärkt sich die Biegung des Rückens und der Sattel fängt an zu drücken und zu zwicken. Folge kann zum Beispiel sein, das dieser Effekt immer bei der Landung nach dem Sprung auftritt und das Pferd bockt, um den Druck loszuwerden.
Zu viel Schwung
Hat ein Sattel zu viel Schwung, ist das fast noch schlimmer als zu wenig Schwung. Denn der Sattel liegt nur an einer Stelle auf. Das ist ähnlich wie bei einem Wiegemesser – die Lage des Sattels ist instabil und sorgt für hohe Druckspitzen.
Hat der Sattel zu viel Schwung, kann es zum so genannten Klappern kommen. Das tritt vor allem im Leichttraben auf. Steht der Reiter auf, verlagert sich der Schwerpunkt des Sattel nach vorn und das hintere Ende hebt sich sichtbar vom Rücken des Pferdes.
Die hohen Druckspitzen durch die kleine Auflagefläche bereiten dem Pferd schnell Schmerzen. Dazu kommt noch, dass dieser Effekt um so stärker wird, je mehr das Pferd seinen Rücken aufwölbt. Drückt es den Rücken weg, vergrößert sich die Auflagefläche des Sattels. Damit wird das Pferd sozusagen für das falsche Verhalten beim Reiten belohnt und das Pferd wird immer undurchlässiger und immer schwerer über den Rücken zu reiten.
Tests für den richtigen Schwung
Um festzustellen ob der Schwung passt, reicht ein Test leider nicht aus, da der Rücken des Pferdes sich beim Reiten verändert. Daher müssen Sie mehrere Methoden kombinieren, um ein zuverlässiges Ergebnis zu bekommen. Und auch dann gilt: Das Pferd entscheidet, ob der Sattel passt, nicht das perfekte Bild. Hier stellen wir Ihnen die verschiedenen Tests vor, die Sie durchführen können.
1. Fingerspitzengefühl
Legen Sie den Sattel auf das Pferd in die richtige Position auf das Pferd ohne ihn anzugurten. Nun fassen Sie mit der flachen Hand von hinten unter den Sattel und fühlen die komplette Länge des Sattelkissens entlang. Achten Sie darauf, ob der Druck überall gleichmäßig ist.
Für diesen Test sollten Sie Armbanduhr und Ringe ablegen, um dem Pferd nicht wehzutun. Halten Sie die Hand so, dass die Handfläche zum Pferd zeigt. So können Sie sich besser an die Rundung anpassen und haben mehr Gefühl. Machen Sie den Test unbedingt auf beiden Seiten, da die wenigsten Pferde symetrisch sind.
2. Was sagt das Pferd?
Reiten Sie das Pferd mit dem Sattel, am besten ohne Satteldecke oder nur mit einer dünnen Unterlage. Gelpads, Lammfell und ähnliches verfälschen das Ergebnis. Test Sie nun, wie sich Ihr Pferd verhält, wenn sie es am langen Zügel gehen lassen, an den Zügel stellen, im Hals eng machen und es versammeln. Das testen Sie am besten in allen drei Grundgangarten und auf beiden Händen mehrfach. Soll es ein Springsattel sein, nehmen Sie auch ein paar kleine Sprünge.
Achten Sie darauf, ob das Pferd willig läuft, oder ob es an ungewöhnlichen Stellen Widerstand zeigt oder unwillig ist. Gerade das Angaloppieren, Versammeln und Springen sind oft Knackpunkte an denen das Pferd zeigt, dass der Sattel zwickt. Um zu beurteilen, ob das Pferd normal läuft oder sich mit dem Sattel unwohl fühlt, sollten Sie es gut kennen.
Es gibt jedoch auch ein paar deutliche Zeichen: Schlägt das Pferd mit dem Kopf, hält den Schweif schief, tickt es plötzlich oder drückt den Rücken weg, sind das keine guten Zeichen. Auch wenn das Pferd im Laufe des Probereitens immer unwilliger wird, passt der Sattel wahrscheinlich nicht.
Wie aussagekräftig dieser Test ist, hängt auch vom Charakter des Pferdes ab. Manche Pferde laufen Monatelang mit einem unpassenden Sattel, bis sie Schmerzen äußern. Andere Pferde melden sich schon beim kleinsten Zwicken mit Bocksprüngen und Humpeln .
3. Technische Hilfsmittel
Neben dem eigenen Gefühl können auch technische Hilfsmittel bei der Entscheidung helfen, ob der Sattel passt.
Das sind meist Decken, die den Druck vom Sattel auf den Rücken messen. Solche Messdecken gibt es in unterschiedlicher Form. Bei den aufwendigsten sind elektronische Sensoren in der Decke eingearbeitet, die ihre Messwerte fortwährend an einen Computer weitergeben, so das sich genau feststellen lässt wie gut der Sattel in verschiedenen Situationen liegt.
Die einfacheren Testdecken liefern ein Komplettergebniss nach dem Ritt. Die hochwertigen Decken bestehen aus thermoelastischem Schaum und werden verformbar, wenn das Pferd sie mit seiner Körperwärme aktiviert. Sie messen also nur was passiert, wenn das Pferd in Aktion ist.
Ganz einfach sind Knetpads, die man auch selber herstellen kann. Hier wird einfach die weiche Knete durch den Druck verdrängt. Wieviel Knete an einer bestimmten Stelle über ist, verrät wie der Druck hier gewirkt hat.
Diese Test können das eigene Gefühl bestätigen und so für mehr Sicherheit sorgen. Aber wie schon am Anfang erwähnt: Der Sattel mit dem sich das Pferd am wohlsten fühlt und sich am besten reiten lässt ist am besten für das Pferd.
Der richtige Schwerpunkt
Im Gleichgewicht sitzen ist ein großes Thema. Doch der Reiter kann nur dann seinen Schwerpunkt finden und mit dem des Pferdes in Einklang bringen, wenn der Sattel im Gleichgewicht ist. Dass der Sattel zum Pferd und zum Reiter passt, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es mit dem Reiten klappt. Zwickt der Sattel oder setzt den Reiter schlecht hin, können die Hilfen gar nicht so beim Pferd ankommen, wie das geplant war.
Warum der richtige Schwerpunkt so wichtig ist
Der Sattel muss so auf dem Pferd liegen, dass der Schwerpunkt an der richtigen Stelle ist. Der tiefste Punkt der Sitzfläche sollte in der Mitte des Sattels liegen. So sitzt der Reiter mit seinem Schwerpunkt idealerweise direkt über dem Schwerpunkt des Pferdes und macht es dem Pferd leicht, sich auszubalancieren. Der Schwerpunkt des Pferdes liegt etwa in der Mitte des Brustkorbes auf Höhe des 9. oder 10. Brustwirbels.
Dazu kommt, dass die Aufhängung der Steigbügel an der richtigen Stelle ist, wenn der Sattel in de Balance liegt. Die Steigbügel sollten dann locker so herunterhängen, dass der Absatz des Reiters direkt unter der Hüfte ist, wenn er die Steigbügel aufnimmt.
Liegt der Sattel im Gleichgewicht auf dem Pferd wird auch der Druck des Reiters gleichmäßig über das komplette Sattelkissen verteilt. Dazu kommt, das der Reiter in einem ausbalancierten Sattel die Chance hat sein Becken frei einzurichten und so mit einem geraden Rücken zu sitzen. So gibt der Reiter den Druck gerade nach unten weiter.
Wenn der tiefste Punkt zu weit hinten liegt
Liegt der tiefste Punkt des Sattels zu weit hinten, sitzt auch der Reiter zu weit hinten. Dadurch wandert der Schwerpunkt des Reiters hinter den des Pferdes. Dadurch wird die Rückenmuskulatur anders beansprucht und das Pferd hat es schwerer, sein Gleichgewicht zu finden.
Der Druck des Reitergewichtes rutscht ebenfalls nach hinten, so dass das Hauptgewicht auf den empfindlicheren hinteren Rückenteil liegt – das kann zu Verspannungen führen. Ist der Sattel zusätzlich noch zu lang, bekommt das Pferd recht schnell Schmerzen im Lendenbereich.
Durch den zu weit hintenliegenden Tiefpunkt des Sattels kippt das Becken des Reiters nach hinten. Dazu kommt, dass die Steigbügelaufhängungen für den Sitzpunkt des Reiters zu weit vorne sind – so werden die Beine nach vorne gezogen. Insgesamt setzt der Sattel den Reiter so in einen Stuhlsitz und blockiert das Becken. Daraus resultiert meist eine deutliche Rücklage des Oberkörpers. Das macht einen ausbalancierten Sitz und ein lockeres Mitschwingen unmöglich.
Wenn der tiefste Punkt zu weit vorne liegt
Kippt der Sattel vorne nach unten, rutscht der Reiter mit samt seinem Schwerpunkt nach vorne. Damit kommt mehr Last auf die Vorhand des Pferdes, die ohnehin schon einen Großteil des Gewichtes trägt. Dem Pferd wird es also schwerer gemacht sich hinten zu setzen und zu versammeln. Viele Pferde gleichen das durch ein erhöhtes Tempo aus – sie laufen dem Schwerpunkt hinterher.
Der nach vorne kippende Sattel drückt meist auf die Oberkanten der Schulterblätter und kann dort Knorpel und Knochen reizen. Das ist sehr schmerzhaft für das Pferd.
Der Reiter kann in einem nach vorne kippenden Sattel nicht im Gleichgewicht sitzen. Er wird permanent mit dem Becken nach vorne gekippt. Dadurch kommt vermehrt Druck auf die Oberschenkel und der Reiter wird zum klammern verleitet. Durch die verhältnismäßig zu weit hinten liegende Steigbügelaufhängung werden die Beine zusätzlich nach hinten gezogen. Die Folge ist einen nach vornegekippter, klemmiger Sitz – der Spaltsitz.
Wie erkenne ich ob der Sattel richtig liegt?
Stellen Sie das Pferd gerade hin. Das Pferd sollte auf einer ebenen Fläche stehen und mit allen vier Beinen geschlossen, sonst kann das Bild verfälscht werden. Legen Sie den Sattel nun ohne Satteldecke und Steigbügel auf das Pferd. Schieben Sie den Sattel so weit zurück, das er hinter den Schulterblättern des Pferdes liegt. Testen Sie nun, ob der Sattel stabil liegt und schätzen Sie optisch ab, wo der Schwerpunkt liegt.
Das Leckerlie der Wahrheit
Nehmen Sie nun ein rundes Leckelie und legen Sie es so auf den Sattel das es frei nach vorne und hinten rollen kann. Es wird von alleine an der tiefsten Stelle liegen bleiben. Prüfen Sie nun, ob dieser tiefste Punkt auch in der Mitte des Sattels liegt und mit dem Schwerpunkt des Pferdes übereinstimmt.
Grade bei jungen Pferden und solchen bei denen sich das Training verändert, lohnt es sich übrigens diesen schnellen und einfachen Test öftermal zu machen. Durch Wachstumsschübe und veränderte Muskulatur kann sich die Lage des Sattels schnell verändern.
Ist der Sattel gerade?
Damit das Pferd im Gleichgewicht laufen kann, muss auch der Reiter im Gleichgewicht sitzen. Das geht allerdings nur, wenn der Sattel gerade ist.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, warum ein Sattel schief liegt: Das Pferd ist schief, der Sattelbaum ist schief oder die Polster sind unterschiedlich hoch.
Schiefer Sattelbaum
Der Sattelbaum ist der Kern des Sattels, der ihn in Form hält. Sattelbäume können aus unterschiedlichen Materialien gefertigt werden, etwa Plastik, Holz oder Stahl. Oft werden auch verschiedene Materialien kombiniert.
Gebrochener Sattelbaum
Der schlimmste Fall ist ein gebrochener Sattelbaum. Ist ein Teil des Baums gebrochen, kann sich die ganze Konstruktion in sich verwinden. Da das Leder den Sattel recht fest zusammen hält und den ganzen Baum bedeckt, fällt ein gebrochener Sattelbaum oft nicht sofort auf.
Der Sattel ist aber in sich nicht mehr stabil und das hintere Ende lässt sich meist relativ leicht gegen das vordere verdrehen. Beim aufmerksamen Abtasten kann man häufig den Bruch spüren.
Sattelbäume brechen entweder auf Grund einen Produktionsfehlers, oder durch rohe Gewalt – etwa bei einem Sturz, wenn das Pferd darauf fällt oder wenn der Sattel aus großer Höhe herunter fällt. Bei Kunststoffsattelbäumen der ersten Generation kann es auch zu Ermüdungsbrüchen kommen, das ist aber eher selten.
Verzogener Sattelbaum
Ist der Sattelbaum an sich schief, kann der darauf aufgebaute Sattel gar nicht mehr gerade und im Gleichgewicht sein. Daher ist es wichtig, den Baum regelmäßig zu checken.
Schiefe Sattelbäume können viele Ursachen haben. Zum einen kann bei der Produktion etwas schief gelaufen sein, so dass die Form von Anfang an nicht stimmt. Es kann auch ein Sattler schuld sein, der beim ändern der Kammerweite nicht sorgfältig gearbeitet hat.
Ein Sattel kann sich auch durch falsche Lagerung verziehen. Hängt der Sattel auf einem schiefen Sattelständer und wird so immer nur einseitig belastet, kann er sich mit der Zeit verziehen. Gerade bei thermoelastischen Sattelbäumen ist es auch wichtig beim Transport darauf zu achten, dass der Sattel gerade gelagert ist. Besonders bei den hohen Temperaturen im Sommer kann es sonst zu ungewollten Anpassungen kommen.
Die häufigste Ursache für verzogene Sattelbäume dürfte jedoch das Aufsteigen sein. Beim Aufsteigen vom Boden aus, kommen hohe Zugkräfte auf eine Seite des Sattels. Im Laufe der Zeit hinterlässt das seine Spuren am Sattel.
Schiefe Polster
Oft ist nicht der Baum schief, sondern lediglich die Polsterung des Sattels ungleich. Manchmal ist das Absicht, um eine ungleiche Bemuskelung beim Pferd auszugleichen und manchmal passiert es versehentlich oder durch Abnutzung.
Ist der Sattel zum Beispiel auf einem schiefen Sattelständer gelagert, kann sich das Polster auf der einen Seite stärker zusammen drücken als auf der anderen.
Manchmal drückt auch ein dauerhaft schief sitzender Reiter das Polster einseitig stärker zusammen.
Es kann auch passieren, das die Polster ungleich angenäht sind. Da Sättel zum großen Teil in Handarbeit hergestellt sind, sind sie nicht immer genau symetrisch.
Schiefes Pferd
Auch Pferde sind nie genau symmetrisch. Wie alle Lebewesen haben auch Pferde ihre starke und ihre Schwache Seite, leiden unter den Folgen von Unfällen und Fehlstellungen oder werden vom Reiter auf seiner Lieblingsseite mehr trainiert. Die Folge sind unterschiedlich entwickelte Muskeln, die einen Sattel aus dem Gleichgewicht bringen.
Bei den meisten Pferden sind die Unterschiede so minimal, dass sie kaum auffallen, aber bei jungen Pferden, nach einem Unfall oder schwereren Krankheiten, kann es sein, dass der Sattel speziell an die Schiefe angepasst werden muss.
Ist der Sattel gerade?
Für diese Tests sollten Sie alle Anbauteile vom Sattel entfernen, also Satteldecke, Sattelgurt und Steigbügel.
Der erste Schritt ist zu überprüfen, ob der Sattel in sich gerade ist. Dazu stellen Sie ihn mit dem Vorderzwiesel auf einen geraden Untergrund und schauen sich von oben die Unterseite des Sattels an. Achen Sie darauf, ob der Wirbelkanal gerade und gleichmäßig ist und ob die Polster auf beiden Seiten den gleichen Winkel haben.
Legen Sie den Sattel anschließend auf einen Sattelbock oder eine dünne Stange. Hängt der Sattel von sich aus gerade? Stellen Sie sich hinter den Sattel und schauen Sie über die Mitte des Hinterzwiesels nach vorne. Sehen Sie die Mitte des Vorderzwiesels? Das ist leichter zu erkennen, wenn sie sich die Mitte von Hinter- und Vorderzwiesel jeweils mit einem Kreidestrich markieren.
Als dritten Schritt halten Sie den Sattel mit einer Hand am Vorderzwiesel gut fest und versuchen mit der anderen Hand den Hinterzwiesel nach links und rechts zu verdrehen. Das sollte in beide Richtungen nur minimal möglich sein. So testen Sie ob der Sattelbaum noch stabil ist.
Liegt der Sattel gerade?
Ist der Sattel an sich gerade, legen Sie ihn aufs Pferd und schauen, ob er auch hier gerade liegt.
Markieren Sie sich die Mitte des Hinterzwiesels. Legen Sie nun den Sattel in der richtigen Position auf das Pferd. Stellen Sie sich nun hinter Ihr Pferd und kontrollieren Sie, ob die Mitte des Hinterzwiesels wirklich über der Wirbelsäule ist. Das Pferd sollte dabei idealerweise gerade stehen und nach vorne schauen.
Als nächstes gurten Sie den Sattel an und nehmen dann ein rundes Leckerli. Legen Sie das Leckerlie so auf den Sattel, das es nach links und rechts rollen kann. Liegt der Sattel gerade auf dem Pferd, sollte das Leckerli auf der Sitzfläche liegenbleiben und nicht immer zu einer Seite herunterrollen.
Den Sattel an ein schiefes Pferd anpassen?
Eine der großen Streitfragen beim Thema schiefer Sattel ist, ob ein Sattel an ein schiefes Pferd angepasst werden sollte oder nicht.
Liegt der Sattel schief, weil das Pferd schief ist, sitzt der Reiter auch schief und verstärkt damit die Schiefe des Pferdes. Es ist daher wichtig, diesen Teufelskreis zu durchbrechen und den Sattel wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Was der goldene Weg dazu ist, hängt von der Ursache der Schiefe ab.
Hat das Pferd durchs Alter oder einen Unfall eine dauerhafte Schiefe kann man die Polster des Sattels entsprechend anpassen, so dass der Sattel gerade liegt.
Liegt die Schiefe des Pferdes an der Muskulatur und es ist abzusehen, das sich das Ungleichgewicht durch Training verbessern lässt, ist es sinnvoller durch den Unterbau auszugleichen.
Es gibt zum Beispiel Satteldecken mit Einschubtaschen für Ausgleichspolster. Hier lassen sich auf einer Seite entsprechend dicke Polster einsetzten, so dass der Sattel gerade liegt. Auf diese Weise lässt sich die Dicke der Polster auch immer wieder an den Trainingsstand des Pferdes anpassen, bis der Sattel wieder von allein gerade liegt.
Die Alternative ist ein vom Sattler speziell an die Schiefe des Pferdes angepasste Filzdecke. Die ist auf der einen Seite dicker als auf der anderen und hält des Sattel so gerade. Hier kann der Sattler auch immer wieder Material wegnehmen, wenn die Muskulatur auf der schwächeren Seite zunimmt.
Die Gurtstrippen
Der Sattel muss nicht nur gut auf dem Pferd liegen, sondern in der Bewegung auch dort bleiben, wo er hingehört. Dafür sind der Sattelgurt und die Gurtstrippen verantwortlich.
Die Gurtstrippen schaffen die Verbindung zwischen Sattel und Sattelgurt und sind direkt am Sattelbaum befestigt. Es gibt im Prinzip zwei Varianten: Lange Gurtstrippen, die mit einem kurzen Gurt kombiniert werden und kurze Gurtstrippen für einen Langgurt.
Lange Gurtstrippen
Bei langen Gurtstrippen liegen die Schnallen des Sattelgurtes nicht zwischen den Sattelblättern, sondern direkt auf dem Pferd. Das hat den Vorteil, dass die beiden Sattelblätter direkt aufeinander liegen und der Kontakt zum Pferd enger ist. Deshalb sind die langen Gurtstrippen bei Dressursätteln sehr beliebt.
Der Nachteil der langen Strippen ist, dass die Schnallen des Sattelgurtes meist auf Höhe des Ellenbogens liegen. Bei Pferden mit einer schmalen Gurtlage kann das dazu führen, dass das Pferd bei jedem Schritt mit dem Ellenbogenhöcker an die Schnallen stößt. Das kann zu Reizungen und Scheuerstellen führen.
Von den langen Gurtstrippen haben die meisten Sättel nur zwei, die fest positioniert sind. Manchmal hat die hintere Gurtstrippe auch eine ypsilonförmige Aufhängung, um den Druck besser zu verteilen.
Kurze Gurtstrippen
Früher hatten fast alle Sättel die kurzen Gurtstrippen, bei denen die Schnallen des Sattelgurtes zwischen den Sattelblättern liegen. Üblicherweise sind drei Gurtstrippen vorhanden. Dabei ist die dritte Gurtstrippe keine Ersatzstrippe, sondern dient dazu den Schwerpunkt des Sattels zu korrigieren. Das kommt noch aus der Zeit, als ein Sattel für mehrere Pferde verwendet wurde.
Liegt der Sattel gut vom Schwerpunkt her, verwendet man die beiden äußeren Gurtstrippen und lässt die mittlere frei. Gurtet man an den beiden vorderen Strippen zieht man den Schwerpunkt des Sattels etwas nach vorne, mit den hinteren beiden Strippen wandert der Schwerpunkt nach hinten. Diese Korrektur ist natürlich nur minimal und ersetzt nicht einen gut passenden Sattel. Sie kann aber bei vorübergehenden Veränderungen des Pferdes sehr hilfreich sein.
Die kurzen Gurtstrippen haben den Nachteil, das sie zwischen Reiterbein und Pferd liegen, daher wird der Abstand größer, was feines Reiten etwas erschwert. Zusätzlich muss man das Bein vor den Sattel legen, um vom Pferd aus nachzugurten. Damit ist der Sitz in diesem Moment recht unsicher.
Vorgurtstrippen
Gerade bei Dressursätteln sind in letzter Zeit so genannte Vorgurtstrippen modern. Dabei ist die vordere Gurtstrippe nach vorne verlagert und an der vorderen Pausche befestigt. Das bewirkt, dass die Vorderkante des Sattels deutlich fester am Pferd liegt und der Sattel nicht so leicht nach vorne rutscht.
Die Vorgurtstrippen sind an sich nicht schlecht, bergen allerdings Probleme bei Pferden mit einer großen oder sehr aktiven Schulter. Hat die Schulter vor dem Sattel nicht genügend Platz, um sich frei zu bewegen, stößt sie bei jedem Schritt an den Sattel. Ist die Vorderkante nun noch einmal extra fest gezurrt, kann die Schulter gar nicht mehr unter das Sattelblatt gleiten und die Pferde fangen oft an gebunden zu laufen, um den Schmerz zu vermeiden.
Sattler kann Strippen anpassen
Die Gurtstrippen gehören zu den Teilen des Sattels, die sich oft mit recht geringem Aufwand anpassen lassen. So lassen sich aus langen Strippen meist kurze Strippen machen und Vorgurtstrippen lassen sich oft nach hinten versetzen.
Diese Arbeiten kann ein Sattler vornehmen, um einen an sonsten gut sitzenden Sattel anzupassen.
Wie sollten Gurtstrippen liegen?
Die Gurtstrippen sollten gerade nach unten hängen, wenn der Sattel ohne Gurt auf dem Pferd liegt. Zeigen sie nach vorne oder hinten, wird die Druckverteilung nach dem Gurten nicht stimmen und der Sattel in diese Richtung rutschen.
Die Gurtstrippen sollten auch unbedingt in der natürlichen Gurtlage des Pferdes liegen, wenn der Sattel am richtigen Platz liegt. Denn kommt der Sattelgurt nicht an der schmalsten Stelle des Brustkorbs, etwa eine Handbreit hinter dem Ellenbogenhöcker, zum liegen, wird er sich spätestens in der Bewegung auf Wanderschaft begeben. Daher wird der Sattel dann immer rutschen. Ist der Sattel verrutscht, drückt er das Pferd meistens und führt zu Unwillen.
Junge Pferde: Sattel regelmäßig checken
Junge Pferde verändern sich ständig. Besonders die Sattellage und der Rücken sind davon betroffen.
Nach dem Anreiten bekommt das Pferd hier mehr Muskeln und durch das Wachstum wird der Widerrist höher. Zusätzlich wird der Brustkorb des Pferdes Breiter und das ganze Pferd damit runder.
Auf Grund dieser Veränderungen passt ein Sattel nie lange perfekt auf ein junges Pferd. Deshalb sollten Sie den Sattel mindestens einmal pro Monat auf seine Lage hin überprüfen.
Gerade junge Pferde können durch einen schlecht sitzenden Sattel Schaden nehmen. Drückt der Sattel, verspannt sich das Pferd und lernt nicht, losgelassen zu laufen. Manche Pferde wehren sich auch gegen den Druck im Rücken mit Bocken oder Steigen.
Kaufen Sie einen Sattel für ein junges Pferd, sollten Sie ein relativ flexibles Modell wählen, bei dem sich auch das Kopfeisen anpassen lässt. So stellen Sie sicher, dass der Sattler den Sattel später auch an den veränderten Rücken anpassen kann.
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